Der Himmel hat sich zugezogen

Ich frage mich, warum ich hier bin. Wann genau hatte ich diese Idee? Einfach ins Nirgendwo nach Norwegen ziehen. Allein. Mir fehlt jemand, den ich ganz doll drücken kann, so doll wie es geht, den ich wirklich kenne. Ich muss mich jetzt irgendwie durchkämpfen in der Hoffnung, dass sich das Kämpfen lohnt und es bald ganz fantastisch wird. Ich kann mir noch nicht vorstellen, dass ich hier ein Jahr wohnen werde, in diesem 60 Mann Dorf. Mir fehlt Berlin. Die Lautstärke. Die vielen unbekannten Menschen. Mein Heim. Ich sehe mir Fotos an und erinnere mich an schöne Momente mit vertrauten Menschen, das hilft ein bisschen. In manchen Augenblicken bin ich voller Aggressionen, habe keine Motivation und frage mich, was das alles soll. Ich sehe den Sinn hinter manchen Aktionen noch nicht. Ich habe ehrlich gesagt auch noch große Probleme, damit um zu gehen, dass erwachsene Menschen Hilfe brauchen. Wenn man ihnen hinter her putzt, ich möchte nicht als Putze angestellt sein, das ist anstrengend. Sehen sie nicht, dass sie Dreck machen? Oft weiß ich auch nicht, was sie jetzt selbst machen können und was nicht. Das klingt alles sehr böse, aber so sind meine Gedanken. Ich habe einfach noch keine Erfahrung. Ich bin hier noch nicht glücklich, die Zeit hilft mir dabei glücklich zu werden, in Norwegen.

Am Mittwoch Abend haben wir mit ein paar Dörflern Weihnachtskarten gebastelt. Wir hatten ein paar Schablonen zur Verfügung mit denen wir die Karten bemalt haben. Irgendwann habe ich aus Langeweile noch zusätzlich eine Hausschablone ausgeschnitten, die ganz lustig aussah. Eine Betreuerin meinte dann, mehr aus Spaß, dass ich doch auch noch eine Elchschablone ausschneiden soll. Ich nahm sie beim Wort und gestaltete eine Elchschablone. Nachdem ein anderer Betreuer diese gesehen hatte, kam er auf die glänzende Idee, dass ich doch den nächsten Jøssåsen Pullover für das Jahr 2014 gestalten könne. Jetzt habe ich die ehrenvolle Aufgabe einen Elch zu malen, der danach auf einen schönen Pullover gedruckt wird. Wenn der Pullover fertig ist, schicke ich euch mal ein Bild.

Heute haben wir Adventskränze selber gebastelt. Mit der Tanne aus dem Wald. Wie bei Petterson und Findus lag dann eine Tanne im Holzschuppen und wir haben alle Äste abgeschnitten. Unsere Hände waren danach ein bisschen wund, aber die Mühe hat sich gelohnt. Jetzt hat jedes Haus einen schönen selbstgemachten Adventskranz. Leider hat unser Hausvater die Kerzen vergessen zu kaufen, müssen wir morgen am 1. Advent ohne Kerzen auskommen, sehr schade! Dafür darf ich morgen mein erstes Adventstürchen aufmachen. Juhu! Darauf freue ich mich. Es ist zwar nicht der selbstgemachte Adventskalender von Mama, den ich jedes Jahr kriege, aber ich bin ja jetzt schon erwachsen.

Und wenn ihr mal den sehnlichsten Wunsch habt mir per Post eure Gedanken mitzuteilen, dann fragt mich nach meiner Adresse. Ich freue mich über jede Post und antworte auch ganz bestimmt!

Anna und Meike beim Adventskränze basteln